FILM TIPP: MUSEUM HOURS BY JEM COHEN

Mittwoch, 12. Dezember 2012


Das diesjährige Viennale Programm hat mich nicht besonders vom Hocker gerissen und so kam‘s, dass ich mir nur einen Film angeschaut habe. Der war natürlich vorzüglich gewählt und eines DER FILMHIGHLIGHTS 2012 – MUSEUM HOURS VON JEM COHEN. Zu den Langfilmen des in New York lebenden Regisseurs zählen Chain, Benjamin Smoke und Evening’s Civil Twilight in Empires of Tin. Cohens Filme sind in den Sammlungen von New Yorks Museum of Modern Art und dem Whitney Museum vertreten. Er hat im Laufe seiner Karriere auch mit zahlreichen Musikern zusammengearbeitet, darunter Fugazi, Patti Smith, Godspeed You Black Emperor!, R.E.M. oder Vic Chesnutt. 


Filme mit Wien-Bezug interessieren mich immer und als ich gelesen habe, dass MUSEUM HOURS fast ausschließlich im KUNSTHISTORISCHEN MUSEUM WIENS gedreht und von Patti Smith, die ich vergöttere, mitproduziert wurde, gabs kein Überlegen mehr.
 
Kurz zum Inhalt von MUSEUM HOURS: 

Wien im Winter (und zwar das echte Wien – kein verkitschtes „Before Sunrise“ Wien). Johann, Museumswärter im Kunsthistorischen Museum, begegnet Anne, einer ausländischen Besucherin, die aufgrund eines Krankheitsfalls in ihrer Familie nach Österreich reisen musste. Sie war noch nie in Österreich, hat wenig Geld und wandert ziellos durch die Stadt, in der sie schließlich im Museum Zuflucht und Ruhe findet. Dort freundet sie sich mit Johann an, der ihr seine Hilfe anbietet und mit dem sie gemeinsam eine Stadt entdeckt, die ihr sonst verborgen geblieben wäre. Jeder taucht in das Leben des anderen ein und ihre Treffen lösen eine Reihe von unerwarteten Entdeckungen aus – über ihr eigenes Leben und das Leben der Stadt, sowie die Art und Weise, wie Kunstwerke tägliche Erfahrungen reflektieren und formen können. 


Das Museum wird als mysteriöse Wegkreuzung dargestellt, die Themen wie Tod, Sex, Geschichte, Theologie, Materialismus etc. aufbringt und in Gesprächen reflektiert und immer wieder mit der Kunst in Verbindung gebracht wird.
 
Ich bin diesem Film und den 2 Hauptdarstellern Mary Margaret O’Hara und Robert „Bobby“ Sommer verfallen. Die sanfte Annäherung“ zwischen den Beiden, der historische Hintergrund Wiens und vom  Kunsthistorischen Museum im Speziellen hat mich etwas verschämt im Kinositz versinken lassen. Wieviel weiß oder wusste ich noch nicht über Wien, von schönen und nicht so schönen Plätzen und Gegenden, die es wert sind, besucht zu werden? Das KHM ist so ein Ort und ich muss gestehen, dass ich nach dem Film, das erste Mal seit fast 7 Jahren wieder dort war. 


Statement des Regisseurs:
 
„Der Film nahm im Bruegel-Saal des Kunsthistorischen Museums Wien seinen Anfang. Als ich dort bestimmte Gemälde – alle davon aus dem 16. Jahrhundert – betrachtete, war ich besonders von der Tatsache beeindruckt, dass der inhaltliche Schwerpunkt, ja selbst die zentrale Figur, schwer zu bestimmen war. Das geschah eindeutig absichtlich, es war erstaunlich modern (ja sogar radikal) und hinterließ bei mir großen Eindruck. (…) Wie (…) kann man Filme machen, die uns nicht sagen, wo wir hinschauen und was wir empfinden sollen? Filme, die Zuschauer ermutigen, ihre eigenen Verbindungen herzustellen, seltsame Gedanken zu spinnen, sich unsicher darüber zu sein, was als nächstes geschehen wird oder selbst um „welche Art von Film es sich handelt“? (…) Das sind Dinge, in die ich mich verstricken wollte, wobei das Museum als eine Art Dreh- und Angelpunkt dienen sollte. (…) Jahre später begann ich – mit eingeschränkten Mitteln, aber einem aufgeschlossenen, kleinen Team sowie Zugang zu Museum und Stadt – eine einfache Geschichte zu skizzieren. Die Figur, die am besten geeignet wäre, deren Verlauf zu verfolgen (und Zeit genug hat, um über Sachen nachzudenken) würde ein Museumswärter sein. (…) Dieser Film konnte schlicht nicht entstehen, indem man ein Drehbuch fertigstellt und dieses mit Aufnahmen ausstattet. Stattdessen entstand er durch die Schaffung einer Reihe von Umständen – manche davon sorgfältig gesteuert, andere absolut unvorhersehbar. Das bedeutete, keine Sets zu verwenden (und schon gar nicht, sie abzuriegeln), sondern die Welt hereinzubitten …
 
Es gab noch andere wichtige Dinge, die man in Museen findet, von denen ich mich leiten ließ. In älteren Museen, die so wunderschön beleuchtet sind, wirken die Besucher selbst beinahe wie Kunstwerke – als ob sie die Rollen tauschen würden. Diese Übertragung macht die falsche Vorstellung von historischer Distanz zunichte; wir stehen vor einer Darstellung, die 400 oder 3000 Jahre alt ist, und es gibt eine Spiegelung, die in beiden Richtungen funktioniert. (…) Dieses Phänomen unterstreicht für mich, wie uns Kunstwerke aus jeder beliebigen Zeit unsere eigenen Zustände vermitteln. Die Wände, die das große, alte Kunstmuseum in Wien von der Straße und dem Leben draußen trennen, sind dick. Wir hegten die Hoffnung, sie porös zu machen.“


Das ist Jem und seinem Team mit diesem Film mehr als gelungen!
 
KINOSTART IN ÖSTERREICH IST AM 14. DEZEMBER! DON’T MISS IT!

 
Für die 2 schnellsten Kommentare (am Blog oder auf Facebook) verlose ich 2 x 2 Karten (bitte gebt mir euren Wunschtermin zwischen 14. und 16. Dezember bekannt).
 
 

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