Das
diesjährige Viennale Programm hat mich nicht besonders vom Hocker
gerissen und so kam‘s, dass ich mir nur einen Film angeschaut habe. Der
war natürlich vorzüglich gewählt und eines DER FILMHIGHLIGHTS 2012 – MUSEUM HOURS VON JEM COHEN. Zu den Langfilmen des in New York lebenden
Regisseurs zählen Chain, Benjamin Smoke und Evening’s Civil Twilight in
Empires of Tin. Cohens Filme sind in den Sammlungen von New Yorks Museum
of Modern Art und dem Whitney Museum vertreten. Er hat im Laufe seiner
Karriere auch mit zahlreichen Musikern zusammengearbeitet, darunter
Fugazi, Patti Smith, Godspeed You Black Emperor!, R.E.M. oder Vic
Chesnutt.
Filme
mit Wien-Bezug interessieren mich immer und als ich gelesen habe, dass
MUSEUM HOURS fast ausschließlich im KUNSTHISTORISCHEN MUSEUM WIENS
gedreht und von Patti Smith, die ich vergöttere, mitproduziert
wurde, gabs kein Überlegen mehr.
Kurz zum Inhalt von MUSEUM HOURS:
Wien
im Winter (und zwar das echte Wien – kein verkitschtes „Before Sunrise“
Wien). Johann, Museumswärter im Kunsthistorischen Museum, begegnet
Anne, einer ausländischen Besucherin, die aufgrund eines Krankheitsfalls
in ihrer Familie nach Österreich reisen musste. Sie war noch nie in
Österreich, hat wenig Geld und wandert ziellos durch die Stadt, in der
sie schließlich im Museum Zuflucht und Ruhe findet. Dort freundet sie
sich mit Johann an, der ihr seine Hilfe anbietet und mit dem sie
gemeinsam eine Stadt entdeckt, die ihr sonst verborgen geblieben wäre.
Jeder taucht in das Leben des anderen ein und ihre Treffen lösen eine
Reihe von unerwarteten Entdeckungen aus – über ihr eigenes Leben und das
Leben der Stadt, sowie die Art und Weise, wie Kunstwerke tägliche
Erfahrungen reflektieren und formen können.
Das
Museum wird als mysteriöse Wegkreuzung dargestellt, die Themen wie Tod,
Sex, Geschichte, Theologie, Materialismus etc. aufbringt und in
Gesprächen reflektiert und immer wieder mit der Kunst in Verbindung
gebracht wird.
Ich
bin diesem Film und den 2 Hauptdarstellern Mary Margaret O’Hara und
Robert „Bobby“ Sommer verfallen. Die sanfte Annäherung“ zwischen
den Beiden, der historische Hintergrund Wiens und vom Kunsthistorischen
Museum im Speziellen hat mich etwas verschämt im Kinositz versinken
lassen. Wieviel weiß oder wusste ich noch nicht über Wien, von schönen und
nicht so schönen Plätzen und Gegenden, die es wert sind, besucht zu
werden? Das KHM ist so ein Ort und ich muss
gestehen, dass ich nach dem Film, das erste Mal seit fast 7 Jahren
wieder dort war.
Statement des Regisseurs:
„Der
Film nahm im Bruegel-Saal des Kunsthistorischen Museums Wien seinen
Anfang. Als ich dort bestimmte Gemälde – alle davon aus dem 16.
Jahrhundert – betrachtete, war ich besonders von der Tatsache
beeindruckt, dass der inhaltliche Schwerpunkt, ja selbst die zentrale
Figur, schwer zu bestimmen war. Das geschah eindeutig absichtlich, es
war erstaunlich modern (ja sogar radikal) und hinterließ bei mir großen
Eindruck. (…) Wie (…) kann man Filme machen, die uns nicht sagen, wo wir
hinschauen und was wir empfinden sollen? Filme, die Zuschauer
ermutigen, ihre eigenen Verbindungen herzustellen, seltsame Gedanken zu
spinnen, sich unsicher darüber zu sein, was als nächstes geschehen wird
oder selbst um „welche Art von Film es sich handelt“? (…) Das sind
Dinge, in die ich mich verstricken wollte, wobei das Museum als eine Art
Dreh- und Angelpunkt dienen sollte. (…) Jahre später begann ich – mit
eingeschränkten Mitteln, aber einem aufgeschlossenen, kleinen Team sowie
Zugang zu Museum und Stadt – eine einfache Geschichte zu skizzieren.
Die Figur, die am besten geeignet wäre, deren Verlauf zu verfolgen (und
Zeit genug hat, um über Sachen nachzudenken) würde ein Museumswärter
sein. (…) Dieser Film konnte schlicht nicht entstehen, indem man ein
Drehbuch fertigstellt und dieses mit Aufnahmen ausstattet. Stattdessen
entstand er durch die Schaffung einer Reihe von Umständen – manche davon
sorgfältig gesteuert, andere absolut unvorhersehbar. Das bedeutete,
keine Sets zu verwenden (und schon gar nicht, sie abzuriegeln), sondern
die Welt hereinzubitten …
Es
gab noch andere wichtige Dinge, die man in Museen findet, von denen ich
mich leiten ließ. In älteren Museen, die so wunderschön beleuchtet
sind, wirken die Besucher selbst beinahe wie Kunstwerke – als ob sie die
Rollen tauschen würden. Diese Übertragung macht die falsche Vorstellung
von historischer Distanz zunichte; wir stehen vor einer Darstellung,
die 400 oder 3000 Jahre alt ist, und es gibt eine Spiegelung, die in
beiden Richtungen funktioniert. (…) Dieses Phänomen unterstreicht für
mich, wie uns Kunstwerke aus jeder beliebigen Zeit unsere eigenen
Zustände vermitteln. Die Wände, die das große, alte Kunstmuseum in Wien
von der Straße und dem Leben draußen trennen, sind dick. Wir hegten die
Hoffnung, sie porös zu machen.“
Das ist Jem und seinem Team mit diesem Film mehr als gelungen!
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