Review: Christo and Jeanne-Claude: The Floating Piers, Lake Iseo, Italy, 2014 - 2016 (Taschen)

Montag, 11. Juli 2016



Zwischen all den schrecklichen, traurigen und absurden Nachrichten der letzten Wochen hat sich eine Headline eingeschlichen, die nicht nur mich, sondern viele Menschen begeistert und zum Lächeln gebracht hat: The Floating Piers by Christo and Jeanne-Claude

Der 81-jährige Künstler hat sich mit diesem Projekt einen Traum verwirklicht, den er und seine verstorbene Frau schon vor Jahren nicht nur einmal, sondern mehrmals geträumt jedoch nie realisiert haben. 

„Jeanne-Claude und ich verwirklichten zusammen 22 Projekte, aber für 37 erhielten wir keine Genehmigung. Einige der Projekte wurden abgelehnt, aber sie blieben in unseren Herzen und in unseren Köpfen. Das ist die Geschichte von The Floating Piers.“ (Christo)

Christo and Jeanne-Claude, The Floating Piers, Lake Iseo, Italy 2014-2016, Photo: Sylvia Volz
Zwischen dem 18. Juni und 3. Juli konnte man 24 Stunden lang über Wasser laufen und das an einem der schönsten Plätze der Welt – am Iseosee in Norditalien. Christo besuchte die Gegend erstmals 2014 und war begeistert von der idyllischen Lage, dem kristallklaren Wasser und der 400 Meter hohen Berginsel Monte Isola. 

Zu Beginn wurde sein Projekt noch geheim gehalten und erste Tests an verschiedenen Orten in Norddeutschland und im Schwarzen Meer durchgeführt, doch im April 2015 begannen die offiziellen Arbeiten am See. 

Leider war es mir nicht möglich im letzten Monat nach Italien zu fahren und ich ärgere mich heute noch darüber, aber der Taschen Verlag hat mit „Floating Piers“ ein Buch zum Kunstwerk veröffentlicht, das einem von Anfang an mitnimmt und mit viel Fantasie auch den leichten Seegang unter den Füßen spüren lässt, während man durch die Seiten blättert. 

Christo and Jeanne-Claude, The Floating Piers, Lake Iseo, Italy 2014-2106, Photo: Wolfgang Volz
„Am besten ist es, man läuft barfuß. Um die Wellenbewegung und das Material zu spüren. Es ist gespenstisch und erotisch zugleich.“ (Christo)

Der drei Kilometer lange Steg, der das Festland der Ortschaften Peschiera und Sulzano mit den Inseln Monte Isola und San Paolo verbunden hat, wurde aus 220.000 hochverdichteten Polyethylenwürfeln hergestellt, die 16 Meter breit und 40 Zentimeter hoch waren. Das Buch nimmt die Leser mit zum Genehmigungsverfahren bis hin zur Stofffirma und lässt kein spannendes Detail aus. Rund 70.000 Quadratmeter glitzernder gelber Stoff waren notwendig, um den Steg damit einzukleiden und diese enorme (auch optische) Wirkung umzusetzen. 

„Der See besitzt eine konstante Feuchte und die Farbe reagiert und verändert sich ständig. Er glüht am Morgen rot und durchläuft im Laufe des Tages Gold- und Gelbtöne.“ (Christo) 

Christo and Jeanne-Claude, The Floating Piers, Lake Iseo, Italy 2014-2106, Photo: Wolfgang Volz
Für Christo war die Wechselwirkung zwischen dem Steg und der Umgebung des Iseosees ein wesentlicher Bestandteil des Projekts. Es ist fühlbar, greifbar, sichtbar und eingebettet in diese wunderschöne Landschaft, die sich je nachdem wo man sich auf der fünf Kilometer langen Strecke (das Festland mit eingerechnet) gerade befindet, immer wieder anders präsentiert.

Ich bin begeistert von „The Floating Piers, Lake Iseo, 2014 - 2016“, weil es einen mitnimmt in die faszinierende Welt von Christo.  



Christo und Jeanne-Claude
The Floating Piers, Lake Iseo, 2014 – 2016
23,5 x 29 cm, 128 Seiten
€ 19,99

TASCHEN

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